Sonntag, 16. Februar 2025

Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.

Jesaja 40,29

Paulus schreibt: Der Herr hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.

2.Korinther 12,9

Was würden wir tun, wenn uns grenzenlose Kraft zur Verfügung stünde? Vermutlich würden wir das tun, was wir für das Beste und Wichtigste halten. Viele würden diese Kraft nutzen, um größtmögliche Ehre und Anerkennung zu erlangen (Mt 23:12). Manche würden nach immer mehr Macht streben, während andere sich einfach darüber freuen würden, keine Einschränkungen mehr zu haben.

Fragen wir einen zwölfjährigen Fußballfan, was er mit grenzenloser Kraft tun würde, bekämen wir wahrscheinlich diese Antwort: „Ich möchte damit zum größten Fußballstar aller Zeiten werden!" Wäre die Erfüllung eines solchen Wunsches wirklich das Beste, was man mit grenzenloser Kraft machen könnte? Natürlich nicht – der Zwölfjährige kann noch nicht ermessen, was man mit solch einer Kraft Sinnvolles tun könnte (1Kor 13:11).

Darum macht eine unerschöpfliche Kraft nur dann Sinn, wenn man über vollkommene Weisheit verfügt, um diese Kraft sinnvoll zu nutzen (Jak 1:5). Für eine „göttliche Kraft" brauchen wir „Ewigkeitserfahrung" – also jemanden, der über grenzenlose Erfahrung und damit auch Weisheit verfügt. Nur der Ewige weiß, wie man mit göttlicher Kraft in rechter Weise umgehen kann. Deshalb benötigen wir die Abhängigkeit vom ewigen Gott. Doch genauso wie wir die Schwachheit nicht mögen, widerstrebt uns auch die Abhängigkeit von jemandem, den wir nicht selbst kontrollieren können. Wir scheuen die Ohnmacht und bevorzugen stattdessen Kraft, die uns großes Selbstvertrauen schenkt und ein möglichst unabhängiges Leben ermöglicht!

Ein Ohnmächtiger hat die große Chance, aus einer völligen Abhängigkeit von Gott zu leben – und diese Abhängigkeit verbindet ihn mit dem, der über grenzenlose Kraft und Macht verfügt (Phil 4:13). Der HERR ist zugleich der Einzige, der über Ewigkeitserfahrung und unendliche Weisheit verfügt, sodass wir in seiner Kraft nur das tun, was aus der Sicht der Ewigkeit wirklich Sinn ergibt. Eine egoistische Selbstverwirklichung hat keinen Ewigkeitswert, weil sie nicht von der Liebe geprägt ist (1Kor 13:1-3).

Wer mit Gott verbunden ist, vertraut auf ihn, und dieses Gottvertrauen darf stetig wachsen. Je mehr wir uns durch den Glauben der göttlichen Vollkommenheit nähern, desto mehr verlieren wir unser Selbstvertrauen und vertrauen stattdessen vollständig auf Gott (2Kor 1:9 / Lk 18:9). Dadurch werden wir eins mit Gott, sodass seine Kraft in uns zur Vollendung kommt (Joh 15:5).

Damit mich niemand falsch versteht: Es ist völlig normal und wichtig, dass Kinder und junge Menschen Selbstvertrauen entwickeln. Ohne ein gesundes Selbstvertrauen würden sie apathisch und depressiv werden. Sie brauchen diesen Aufbau des Selbstvertrauens. Doch sobald eine Vertrauensbeziehung zum Schöpfer entsteht, beginnt etwas Neues – der Aufbau des Gottvertrauens, der parallel zum allmählichen Abbau des Selbstvertrauens verläuft (Joh 3:30). Wenn gläubige Christen auf dem Sterbebett liegen, haben sie kein Selbstvertrauen mehr, dafür aber – hoffentlich – ein vollkommenes Gottvertrauen. So können auch sie das Geheimnis entdecken, das Paulus im 2. Korinther 12 offenbaren durfte: Die unendliche Kraft Gottes kommt gerade in unserer eigenen Schwachheit zur Vollendung!

Abbau Selbstvertrauen und Aufbau Gottvertrauen - visual selection.jpg