Der Thron und der Tempel

So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße! Was ist denn das für ein Haus, das ihr mir bauen könntet?

Jesaja 66,1

Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?

  1. Korinther 3,16

Das letzte Kapitel des Propheten Jesaja zeigt uns die große Erhabenheit Gottes. Der zweite Tempel in Jerusalem war ein beeindruckendes Bauwerk! An der Westmauer gibt es Quadersteine, die über 500 Tonnen wiegen, und man weiß bis heute nicht genau, wie sie damals an dieser Stelle platziert wurden. Offensichtlich waren auch die Jünger Jesu von diesem Tempel beeindruckt (Mk 13:1 / Mt 24:1). Der Petersdom in Rom oder die Hagia Sophia in Istanbul können uns ebenso ins Staunen versetzen. Der Anblick solcher Bauwerke erfüllt viele Besucher mit Stolz, und sie denken vielleicht: „Sind wir Menschen nicht zu erstaunlichen Dingen fähig!“ Der religiöse Mensch sagt sich: „Das haben wir mit unserer Kraft für den HERRN gebaut, und er kann dankbar sein, dass wir uns für ihn so sehr abgemüht haben!“ Heute bauen wir Mondraketen und intelligente Roboter und sind wieder überaus stolz auf uns! Doch diese Denkweise ist vergleichbar mit einem Dreijährigen, der in seinem Sandkasten spielt und zu seinem Papa sagt: „Schau her, ich habe für dich eine schöne Burg gebaut, damit du darin wohnen kannst!“ Wenn der Papa die Liebe seines Sohnes sieht, dann freut er sich über die Liebe, aber die Sandburg ist für ihn völlig wertlos.

Wenn die Himmel (im Hebräischen in der Mehrzahl) als Thron Gottes bezeichnet werden, dann zeigt uns das, wie unfassbar groß Gott ist! Es macht aber auch deutlich, dass Gott in allen Himmeln derjenige ist, der das Sagen hat. Er regiert nicht nur über alle Menschen, sondern auch über alle unsichtbaren Geisteswesen wie Engel und Dämonen (vgl. dazu [Hi 1](https://www.bibelwissen.ch/wiki/Hi_1.) und 1Kö 22:19ff).

Wenn wir in das Weltall schauen, wird uns auch bewusst, wie klein und unbedeutend wir sind! Darum ist es umso erstaunlicher, dass Gott ganz besonders auf den Elenden schaut und auf den, der zerschlagenen Geistes ist und der da zittert vor seinem Wort. So steht es im nächsten Vers (Jes 66:2).

Noch unbegreiflicher ist es, dass dieser alles umfassende Gott in uns kleinen Menschen wohnen will, sodass wir selbst ein Tempel Gottes sein dürfen. In 1Kor 6:19 schreibt Paulus sogar, dass unser schwacher Leib ein Tempel des Heiligen Geistes sein darf. Über so große Liebe und Gnade kann man Gott – am „Schemel seiner Füße“ – nur noch voll Bewunderung anbeten!